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24.07.2010 Straußberg . Bell Book & Candle Bericht + Fotos: Agnes
Die „Stadtmauerkonzerte“ gesponsert von der Sparkasse MOL haben sich in Strausberg etabliert. Ich war das letzte Mal vor drei Jahren dort und erinnere mich an etwas ungewöhnliche Zaungäste, Waschbären, die auf der alten Stadtmauer entlang spazierten. Das Wetter lud zwar nicht gerade zu einem Open Air ein, doch das schreckte mich nicht.   Bell, Book & Candle habe ich erst ein einziges Mal live als Vorband beim Frankfurter Stadtfest erlebt. Nun wollte ich ein „ganzes“ Konzert unplugged erleben.   Alles fing 1994 an, als Andreas „Andy“ Birr, Hendrik „Henne“ Röder und Jana Groß jeden Morgen mit einer Kaffeekanne bewaffnet, in den Probenraum gingen, um Songs zu schreiben. Nachmittags hieß es „das Kind“ von der Kita abzuholen und gelegentlich dem Tierpark einen Besuch abzustatten, was der heute fast 20-jährige Tom nun nicht mehr machen möchte. Er unterstützt die Band am Schlagzeug und Keyboard. Seine eigene Band heißt CONSIN. Den Durchbruch schafften BB+C drei Jahre später mit „Rescue me“, was in den Charts rauf und runter gespielt wurde und sogar Platin erhielt. Wenn ich heute im Radio Andys erste Gitarrenakkorde höre, erkenne ich diesen Song sofort. Aber auch Janas Stimme hat dieses Unverwechselbare. Sie beherrscht die leisen, sanften wie auch die kraftvollen Töne, die sie mit ihrer Mimik und Gestik unterstreicht. Eine „Groß“artige Stimme wie Frau.   Mit dem musikalischen Erfolg ging es dann auf Tournee u. a. auch mit Roxette. Andy befürchtete, dass sie als Vorband ausgebuht und mit Äpfeln beworfen werden würden. So mussten sie sich einen Song einfallen lassen, der das Publikum zwang, die Hände zum Mitmachen zu benutzen. So entstand „Heyo“. Leider kam das eigens gedrehte Video zu „Fire & Run“ wegen „Anstiftung zur Brandstiftung“ auf den Index und wurde verboten. Dafür entstand aus einer Zusammenarbeit mit Götz George „Bliss in my tears“ als Soundtrack für den „Schimanski“ Film „Geschwister“, den ich auch schon irgendwann einmal gesehen habe.   Das alles plauderte Jana aus dem Band-Nähkästchen und „Henne“ am Bass ließ auch mal kurz den Clown raushängen. Zwecks Feststellung jeglicher Ähnlichkeit mit Bruce Willis musste er seinen Hut lüften. Bei „Blue Jeans“ durfte er dann seine vordergründigen Sangeskünste beweisen, während das Publikum den „tsch-tsch“- Part übernahm. Gleiches galt für Gastmusiker und Gitarrist Holger Jagsch und „Anabell“. Balladen mit Frauennamen haben den „Wir Frauen mögen so etwas“ Bonus. Hendrik, Andy und er kennen sich von „Rosalili“ Zeiten. Seine Brille ist jedoch nicht mehr dieselbe.   Als Söhne von prominenten Vätern stehen Andy und Hendrik nicht in deren Schatten. Sie haben sich „an den Ufern der Nacht“, den einzigen deutschen Song im Programm, zu Eigen gemacht.   Als es dann zu regnen begann, bot Jana ihre Lederjacke in Größe 34 an. Nachdem sich meine Hände „high, high, higher“ gen Himmel erhoben, hatte der Wettergott dieses Zeichen gelesen und rettete mich. Der auffrischende Seewind blies zum „lullaby“ und Jana sang „I´m gonna catch you“.   Ohne jegliche Pause ging das Konzert dem Ende zu. Da es Open Air kein Rauchverbot wie in Bayern gab, f rönten „Henne“ und Andy ihrem Nikotingenuss auf der Bühne. Andy besitzt sogar einen Ascher am Mikroständer.   D ie Zugabe machte für mich den krönenden Abschluss. Ich kannte diesen Song in einer anderen Version. Jana hat ihn  für „Eisblume“ auf Deutsch umgeschrieben, „Louise“, was für eine wundervolle tragische Liebesballade.