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10.09.2010 Halle - Falkenberg Bericht: Agnes
Das es ein besonderes Konzert werden würde, stand von Vornherein fest. Schon Monate zuvor warben die Zeitungen. Dieses Konzert sollte ein Wunschkonzert und damit gleichzeitig ein Geschenk an seine Freunde und Sympathisanten sein. Jeder der wollte, konnte auf seiner neuen Homepage falkenberg-musik.de 20 der 25 zur Wahl stehenden Songs Voten. Tausende, so Falkenberg, hatten sich beteiligt. Mein Favorit hatte es unter die ersten 3 Plätze geschafft. So fuhr ich nach Halle, um mir mein Geschenk abzuholen. Bereits eine Woche vorher wurde bekannt, dass das Konzert ausverkauft sei. Meine Karte hatte ich mir zum Glück schon lange gesichert. Ich fuhr nicht allein. Und da ich mich nicht unbedingt auf mein kürzlich erworbenes Bully-Navi verlassen konnte, stellte sich meine Beifahrerin, eine Fast-Hallenserin, als perfekte Navigatorin heraus. In Halle angekommen, machten wir beide zunächst einen kleinen Bummel durch die Altstadt. Halle, eine Stadt mit vielen Straßenbahnen, imposanten Fassaden und einem wunderschönen Marktplatz mit Kirche, Rathaus und Händel natürlich.   Vor dem Konzert gab es ein feucht-fröhliches Wiedersehen mit lieben Freunden und Rotkäppchen Sekt. Nach und nach fanden sich die Konzertbesucher am Neuen Theater ein. Wir machten uns auf ins Foyer. Schließlich wollten wir uns einigermaßen gute Plätze sichern. Der Saal schien riesig. Trotz Ausverkaufs wurden später sogar noch Stühle dazu geholt und Besucher im Gang platziert. Es herrschte noch ziemlich viel Unruhe im Saal bis sich das Licht abdunkelte und der Cantamus Chor sowie der Männerchor Bouquet Vocalis unter der Leitung von Dorothea Köhler die Bühne betraten. Sie hatte den 10-jährigen Falkenberg unter ihre musikalischen Fittiche genommen und ihm auch gelehrt, was Disziplin heißt. Der Chor stimmte uns mit ruhigen und sanften Tönen ein, bis dann Frau Köhler ins Mikro fragte: „Wo ist das Geburtstagskind?“ Das fragte ich mich auch. Sogleich trat es von der linken Seite auf die Bühne und nahm neben ihr am Flügel Platz.  Sichtlich gerührt: „Ihr seid so süß“, bot er ihr eine Halloren Kugel an. So ein bisschen Nervennahrung kann ja nie schaden. Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. „Ich bin eine Schwarze“, so Falkenberg.  Er kündigte den ersten Song des Abends an, den er noch in Halle geschrieben hatte. „Taufrisch“ erklang mit Flügel und dem Chor im Refrain „das kann Wahnsinn sein.“ Der Chor verabschiedete sich zunächst wieder von der Bühne.  Der zweite Song des Abends entstand 1989, noch vor der Wende, und erzählt vom „Traum von endloser Weite“, welcher zunächst noch unerfüllt schien. Doch schon ein Jahr später, konnte jeder dahin, „da wo die Abenteuer sind“. Falkenberg hatte diesen Radiosong noch nie live präsentiert. Ich kannte den Text. Gebannt von seiner Stimme, lauschte ich dieser wunderschönen Interpretation. Das Publikum belohnte mit Beifall und Pfiffen.  Falkenberg wechselte auf den Stuhl in der Bühnenmitte. Er hielt etwas in der Hand. Ein Geburtstagsgeschenk. Die Ausgabe der Hallenser „Freiheit“ vom 10.09.1960. Solidarisch setzte er seine Lesebrille auf: „Ihr wisst, was jetzt kommt“ blätterte und zitierte: „Wilhelm Pieck ist tot!“ Viel mehr an Schlagzeilen waren dort wohl nicht zu lesen, auch nicht die von dem Ereignis seiner Geburt. Ein Stuhl auf der Bühne war noch frei. Es fehlte ja auch noch einer, Falkenbergs langjähriger Freund und musikalischer Begleiter Michael Lehrmann. Gemeinsam brachten sie schon die Sterne zum Funkeln, durchquerten die Vierte Dimension und gehen ab Oktober „hautlos“ auf Tour. Mit Flügel und singender Gitarre erinnerten sie daran: „ich bin im Osten gebor´n“. Jedoch die Frage nach dem Glücklichsein blieb wieder ungestellt. Kein Weg führte „von mir zu Dir“, sondern ins „Land unterm Eis“. Die Stimmung schien da noch ein wenig unterkühlt. Doch bald schon brannte das nasse Laub „unter den Rosen“ und zum Ende der ersten Konzerthälfte hin waren alle durch Falkenbergs Sonne aufgewärmt.  Nach dieser Hitze brauchte er erstmal ein Sauerstoffzelt. Es ging in die Pause. Im Foyer herrschte reges Treiben, auch am Werbestand, wo schon Flyer vom neuen Album „Hautlos“ auslagen. Mich zog es nach Draußen zum freien Sauerstoffhimmelszelt.  Da ich mich auf meinem Sitz im Parkett nicht so richtig entfalten konnte, beschloss ich, mich für die 2. Hälfte umzusetzen. Ich bekam einen Platz im Rang mit freiem Blick zur Bühne.  Als sich dann alle wieder im Saal eingefunden hatten, wurde das Video zu „Bis zum Abschied“ auf Leinwand gezeigt. Die Premiere gab es bereits in Gotha, anlässlich einer Benefizveranstaltung für das Kinderhospiz Mitteldeutschland, wofür Falkenberg seit letztem Jahr Botschafter ist. Der Song bzw. das Video sollen den Bau eines neuen Hospizes in Tambach-Dietharz unterstützen. In Kürze kann man den Song auf verschiedenen Portalen downloaden. Die Gelder werden dann dafür verwendet. Mir gefiel das Video sofort. Die Schlichtheit, mit wenigen Mitteln das zu transportieren, was dieser sehr emotionale Song aussagt. Da tanzt ein Mädchen unbeschwert über eine Wiese. Das Leid sieht man ihr nicht an. Die Pusteblume symbolhaft für das Vergängliche und gleichzeitig auch für neues Leben, denn aus ihren Sporen wachsen wieder neue Blumen.  Falkenberg kündigte den ersten Song der zweiten Hälfte an. Er war sehr erfreut, dass dieser im Voting auf Platz 1 war. Das bestätigte ihm, dass er als Künstler nicht nur an den Stücken, die in den 80er Jahren entstanden, festgemacht wird. So suchten wir nach Propheten und den „Zeichen der Zeit.“  Von den schweren, melancholischen Klängen zu „Heute hängt der Himmel tief“ ein Stück weit getragen, l euchtete ein „Regenbogen“ und ich erfreute mich an der „Schönheit“.  Falkenberg legte sich demonstrativ eine Mundharmonika-Halterung um seinen Hals. Als er dann sagte, er wolle den nächsten Song in seiner ursprünglichen Version darbieten, ahnte ich, was kommt. Es gab „Erdbeern im Schnee“ mit Gitarre und Mundharmonika gleichzeitig.  Ich war beeindruckt. Ich ließ meinen Blick durchs Publikum schweifen. Eine Vierergruppe schwang synchron auf ihren Sitzen hin und her und klatschte mit. Diese Welle ging dann auf den gesamten Saal über. Spätestens jetzt war das Eis gebrochen. Die Stimmung wurde immer ausgelassener, als die Segel gesetzt wurden und „Piraten“ das Bühnenschiff enterten. Falkenberg wechselte für „eine Nacht“ an den Flügel und hielt den Ton mit Bravour. Die ersten Akkorde ließen „Dein Herz“ erkennen. Eine plötzliche Geste neben mir ließ meinen Blick nach rechts wandern. Ich hatte es erst gar nicht bemerkt. Links und rechts vom Parkett schritten der Cantamus und der Männerchor die Treppenstufen hinunter und blieben stehen. Auch Falkenberg erging es ähnlich. Von dem Geschehen überrascht, unterbrach er sein Klavierspiel. Jedoch alles nur, um uns diesen so berührenden Song mit all seinem Herz zu präsentieren. Als der Chor im Refrain mit einsetzte, lief mir ein Schauer über den Rücken. So viel Gefühl. Standing Ovation. Falkenberg setzte erneut ein und jeder im Saal sang und klatschte im Takt. Eine berauschende Atmosphäre.  Falkenberg verließ die Bühne. Wir blieben stehen und klatschten Zugabe. Er betrat die Bühne wieder, nahm am Flügel Platz und griff wiederum zur Mundharmonika. Darauf hatte er gehofft. Munter plauderte er aus seiner Kindheit. Er musste sich lange Zeit mit seinem Bruder, der an diesem Abend auch anwesend war, ein Zimmer teilen. Erst als dieser auszog, durfte er ein Klavier haben.  Der Grund, warum er Gitarre zu spielen begann, war seine Verehrung für Neil Young und dessen Song „The needle and the damage done.“ Falkenberg entschuldigte sich im Voraus für seine Phonetik. Das hätte er gar nicht tun müssen. Es war das erste Mal, dass ich ihn live auf Englisch Singen hörte. Ein wenig fremd zunächst. Doch dann brillant wie er sang, und sich mit Flügel und Mundharmonika gleichzeitig begleitete und damit zum zweiten Mal an diesem Abend seine Multitasking-Fähigkeit bewies.  Für ein kleines Finale betraten die beiden Chöre nochmals die Bühne und blickten zusammen mit Falkenberg und Michael Lehrmann „nach diesem verlornen Jahr“ zurück. Die Bühne wurde wieder verlassen. Nicht aufhörender Beifall zwang Falkenberg und Lehrmann erneut zurück. Es folgten zwei Klassiker vom letzten Album „So nah vom nächsten Meer“ und „Für Krieger wie uns.“ Jubel, Pfiffe, Applaus. Beide bedankten und verneigten sich.  Doch dieser Abend sollte und sollte nicht enden. So betrat Falkenberg ein allerletztes Mal die Bühne. „Einige von Euch haben sicherlich gehofft, dass ich heute einen Song vom neuen Album präsentiere.“  Und wie ich das gehofft hatte.  Wieder Mundharmonika und Flügel in Kombination. Ich war sehr gespannt. Ein tolles Gefühl, dabei zu sein, wenn ein neuer Song das erste Mal live gespielt und gesungen wird. Es ist so, als wenn man eine Praline in den Mund steckt, voller Erwartung auf das, was darin ist. Genauso ließ ich mir diesen neuen Song auf der Zunge zergehen. Er schmeckte bittersüß. An die einzelnen Zeilen kann ich mich nach diesem ersten Hören nicht mehr so genau erinnern, wohl aber daran, wie sich „still und schön“ eine einzelne Träne den Weg über mein Gesicht suchte. Ich war zutiefst berührt und auch Falkenberg schien es. „Mein bester Geburtstag bisher. Vielen Dank!“, verabschiedete er sich. Nach dem Konzert war Falkenberg am Werbestand anzutreffen. Dort nahm er die zahlreichen Glückwünsche und Geschenke persönlich entgegen. Später mischte er sich unters Volk und nahm sich Zeit für einzelne Gespräche. Die Besucher durften noch lange im Foyer verweilen, um diesen Abend ausklingen zu lassen.  Das war mein bestes Geburtstagskonzert bisher. Herzlichen Dank an das Team vom Neuen Theater Halle. Besonderen Dank an die Managerin Simone Dake und Allen, die zum Gelingen dieses grandiosen Abends beigetragen haben.