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Bürkholz Formation Peter Günther + Michael Heubach (2001-2021) - Fotos Privater Medienbestand: Peter Günther + Privatarchiv Heinz Geisler
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Spricht man heute von legendären Gruppen, gehört die Bürkholz Formation in jedem Fall dazu. Die in Leipzig 1968 gegründete Gruppe hatte ihre Stärken vor allem in ihren Live Auftritten. Musik und Texte eigener Songs waren von höchster Qualität und enormen Tiefgang schon zu damaligen Zeiten. Die Stimme von Hans-Jürgen Beyer wurde ihr Markenzeichen und stach aus dem zeitgenössischen Musikangebot heraus. Am 20.7.1973 wurden sie von den staatlichen Kulturbehörden auf Grund von Zuschauerausschreitungen verboten. Die Band trennte sich und die Musiker sah man schnell in anderen Formationen wieder. Bemerkenswert, das sie dort wiederum vorherrschende Stile prägten. Hans-Jürgen Beyer begann eine erfolgreiche Schlagerlaufbahn.
Mitwirkende Thomas Bürkholz - dr - Michael Heubach - keyb - Heinz Geisler - g - Wolfgang Zahn - sax - Frank Czerny - bg - Hans-Jürgen Beyer - voc - Veröffentlichungen Compilation Veröffentlichungen Sampler Finden wir uns neu (Michael Heubach - Bernd Maywald) 5:20 -- 1973 LP Amiga (855 340) Hallo Nr.10 (B-5) -- 2010 CD Weltbild (4026411154862) Die Schönsten Rock-Legenden aus der DDR (14) -- 2015 16-CD Sechzehnzehn (BF 06602) Hallo Nr. 1-12 + Hallo ’74 bis ’76 CD10 (9) -- 2023 2-CD/DVD Sechzehnzehn (BF 08459) Die Junge Welt ist in Berlin zu Gast CD1 (8) Sei kein Vulkan (Michael Heubach - Gerulf Pannach) 4:14 -- 1973 LP Amiga (855 340) Hallo Nr.10 (A-3) -- 1991 CD Amiga (0185 036) Rock aus Deutschland Vol.1 (3) -- 1993 2-CD Amiga (8010-2) Deutscher Demokratischer Beat Vol.1 CD1 (13) -- 2001 CD Unionton (8046-2) Hallo The Best of No 2 (8) -- 2009 CD Sechzehnzehn (06132) Weltall - Erde - Mensch (3) -- 2015 16-CD Sechzehnzehn (BF 06602) Hallo Nr. 1-12 + Hallo ’74 bis ’76 CD10 (3) -- 2022 2-CD Bear Family Records (BCD 17625) Ost-Kraut! Vol.1 CD1 (11) Presseartikel Tipp 1973 Melodie & Rhythmus (DDR) - Juni Ausgabe Tourplan 1.Halbjahr 1973 mit freundlicher Genehmigung Heinz Geisler aus seinem Privatarchiv Sa. 03.02.1973 Thalheim So. 04.02.1973 Schkeuditz - Sonne Fr. 09.02.1973 Schmölln - Lindenbad Sa. 10.02.1973 Chemnitz So. 11.02.1973 Mülsen Di. 13.02.1973 Berlin - DDR Rundfunk Aufnahmen Mi. 14.02.1973 Berlin - DDR Rundfunk Aufnahmen Do. 15.02.1973 Berlin - DDR Rundfunk Aufnahmen Fr. 16.02.1973 Berlin - DDR-Fernsehen Sa. 17.02.1973 Wurzbach So. 18.02.1973 Lindenthal Mi. 21.02.1973 Dessau Do. 22.02.1973 Magdeburg - DDR Rundfunk Fr. 23.02.1973 Großharthau Sa. 24.02.1973 Hellerau So. 25.02.1973 Falkenberg-Zschortau  Do. 01.03.1973 Schmölln Sa. 03.03.1973 Reichenbach So. 04.03.1973 Gera Mo. 05.03.1973 Meißen Di. 06.03.1973 Meißen Fr. 09.03.1973 Pretzschendorf Sa. 10.03.1973 Freienhufen Mo. 12.03.1973 Zittau Di. 13.03.1973 Bautzen Mi. 14.03.1973 Großenhain Do. 15.03.1973 Lindenthal Fr. 16.03.1973 Frohburg So. 18.03.1973 Döbeln Mo. 19.03.1973 Mülsen Do. 22.03.1973 Hellerau Fr. 23.03.1973 Arnsdorf So. 25.03.1973 Röcknitz Mo. 26.03.1973 Pretzsch Do. 29.03.1973 Glauchau Fr. 30.03.1973 Bad Düben Sa. 31.03.1973 Freiberg - Funk So. 01.04.1973 Herzberg Mo. 02.04.1973 Nünschwitz Di. 03.04.1973 Berlin - DDR Rundfunk Aufnahmen Mi. 04.04.1973 Berlin - DDR Rundfunk Aufnahmen Do. 05.04.1973 Berlin - DDR Rundfunk Aufnahmen Fr. 06.04.1973 Berlin - DDR Rundfunk Aufnahmen Sa. 07.04.1973 Berlin - DDR Rundfunk Aufnahmen So. 08.04.1973 Coswig Fr. 13.04.1973 Frohburg Sa. 14.04.1973 Aue - 14:00 Sa. 14.04.1973 Mülsen So. 15.04.1973 Reichenbach Mi. 18.04.1973 Berlin Do. 19.04.1973 Schmölln Fr. 20.04.1973 Seifhennersdorf So. 22.04.1973 Beilrode Mi. 25.04.1973 Großenhain Do. 26.04.1973 Hellerau Fr. 27.04.1973 Dresden Omega Sa. 28.04.1973 Calau So. 29.04.1973 Friedrichshain Mo. 30.04.1973 Wittichennau Mi. 02.05.1973 Zsochau Fr. 04.05.1973 Frohburg Sa. 05.05.1973 Chemnitz So. 06.05.1973 Schkeuditz Fr. 11.05.1973 Bandian Sa. 12.05.1973 Meißen - 9:30 Omega Sa. 12.05.1973 Bischofferode So. 13.05.1973 Bischofferode Mo. 14.05.1973 Berlin - 20:00-01:00 Di. 15.05.1973 Berlin - 10:00-19:00 Mi. 16.05.1973 Großhennersdorf Do. 17.05.1973 Radeberg Fr. 18.05.1973 Lindenthal Sa. 19.05.1973 Dresden So. 20.05.1973 Beilrode Mo. 21.05.1973 Dresden Mi. 23.05.1973 Berlin - 17:00-21:00 Do. 24.05.1973 Berlin - 10:00-19:00 Fr. 25.05.1973 Dresden Sa. 26.05.1973 Seifhennersdorf So. 27.05.1973 Röcknitz Mi. 30.05.1973 Halle Do. 31.05.1973 Sangerhausen Fr. 01.06.1973 Meißen So. 03.06.1973 Auerbach-Oelsnitz Di. 05.06.1973 Halle Mi. 06.06.1973 Eilenburg Fr. 08.06.1973 Torgau So. 10.06.1973 Schmölln Mo. 11.06.1973 Rülgen Fr. 15.06.1973 Brandenburg Sa. 16.06.1973 Wildau So. 17.06.1973 Coswig Mo. 18.06.1973 Dresden Do. 21.06.1973 Wittichenau Fr. 22.06.1973 Radeberg Do. 26.06.1973 Seifhennersdorf So. 01.07.1973 Lindenthal Fr. 20.07.1973 Berufsverbot / Auflösung 28.Juli bis 5. August 1973 - X. Weltfestspiele in Ostberlin August Ungarntournee mit Omega wird durch die DDR Künsteragentur annuliert
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2021 Bürkholz Formation CD Marktkram / Buschfunk (BF 03662) Compilation Produzent + Cover: Strecketon Titel 1 - 2: Rundfunkproduktion bei Amiga veröffentlicht // Titel 3 - 6: Live in der Stadthalle Magdeburg am 28.1.1973 Titel 7 - 10: Rundfunkproduktionen // Titel 11: Neuproduktion anlässlich eines Bandtreffens 2006 1 Sei kein Vulkan (Michael Heubach - Gerulf Pannach) 4:14 2 Finden wir uns neu (Michael Heubach - Bernd Maywald) 5:20 3 Wer bloß Ist heute groß? (Michael Heubach - Gerulf Pannach) 6:55 4 Kantate Wahrheit Teil 1 (Michael Heubach - Gerulf Pannach) 7:51 5 Kantate Wahrheit Teil 2 (Michael Heubach - Gerulf Pannach) 9:00 6 Skelington (David Clempson - Jon Hiseman) 13:55 7 Jetzt kommt Suhle (Michael Heubach) 3:30 8 Gewöhnen kann ich mich nicht (Michael Heubach - Fred Neumann) 4:32 9 Ein Tag kann endlos sein (Michael Heubach - Gerd Halbach) 4:02 10 Leipziger Allerlei (Combo Schluckauf) (Michael Heubach) 3:32 11 Got To Be With You (Michael Heubach - Hans-Jürgen Beyer) 3:19
Autogrammkarten / Fotos Privatarchiv Heinz Geisler
Erinnerungen Ausschnitt aus der momentan entstehenden Autobiographie von Michael Heubach Text & Fotos mit freundlicher Genehmigung von Michael Heubach
Es gab eine ungarische Top-Gruppe namens Omega, die als die ungarischen Rolling Stones galt. Sie entsprach genau unserer Vorstellung von einer westeuropäischen Band. Hier stimmtet alles: Die Songs, der Habitus, das Auftreten, die Anlage und nicht zuletzt ihrer Instrumente. Sie hatten eine Hammondorgel mit dem dazugehörigen Leslie-Kabinett, ich habe das ja bereits erwähnt. Ich weiß nicht mehr, wie es dazu kam, aber es muss Ende 1972 gewesen sein, als wir ein Konzert im Dresdner Hygienemuseum mit ihnen hatten, wobei wir als Vorgruppe fungierten.
Da sahen wir erstmalig ein Stroboskop, mit dem man Licht "zerhacken" kann. Es ist mit flackerndem Licht vergleichbar. Dadurch entstehen abgehackt erscheinende Bewegungen. Wer sich bei dunkler Bühne und hellen Kleidungsstücken vor dem Stroboskop bewegte, wurde nur "zerhackt" wahrgenommen. So ein Ding müssen wir auch haben!", war unsere einhellige Meinung. Bloß — woher nehmen? Da wir DDR-Deutschen nicht nur ein Teil des Volkes der Dichter und Denker waren, sondern auch der der Bastler und Improvisatoren, beschlossen wir, so ein Ding nachzubauen, und das alles mit den uns zur Verfügung stehenden Mittel. Wir hatten Sperrholz, eine helle Glühlampe und einen Motor. Daraus wurde eine Kiste gebaut, die einer mittleren Wäschetruhe glich, in deren Vorderseite ein Fenster geschnitten wurde, damit das Licht der innen angebrachten Glühlampe ihren Weg nach draußen finden konnte. Nun musste der Lichtstrahl in bestimmten Abständen unterbrochen werden, damit der zerhackende Effekt zum Tragen kam. Dafür war der Motor da. Der drehte über eine Achse den herausgeschnittenen Fensterteil, der das Licht heraus scheinen ließ bzw. den Lichtstrahl unterbrach, wenn das Fenster geschlossen war. Diese Höllenmaschine machte ihrem Namen alle Ehre, denn der Motor sollte sich als fast so laut wie unsere Musik erweisen. Das nächste gemeinsame Konzert fand im Februar 1973 im Kino Capitol in Meißen statt. Da wollten wir die Omegas schocken, denn dann wären wir als Vorband die ersten, die den Stroboskop-Effekt einsetzten und ihnen damit die Show stehlen könnten. Könnten! Als wir als Höhepunkt unseres Konzertes das Bühnenlicht löschten, um unsere fahrigen Bewegungen durch unser Stroboskop zum Ausdruck zu bringen, warf eine Lampe, die in einer Kiste untergebracht war, ein flackerndes Licht auf dem oben mit weißem Hemd agierenden Sänger. Es fehlte nur noch, dass jemand aus dem Publikum gebrüllt hätte: "Licht an!" Es war nicht der Rheinfall von Schaffhausen, sondern der Reinfall von Meißen. Die Gast-Band saß in der letzten Reihe und muss sich prächtig amüsiert haben. Trotzdem entwickelte sich eine kleine Freundschaft zwischen uns, und irgendwie spürten wir: Sie akzeptierten uns! So folgte ein Angebot, mit ihnen im Sommer 1973 eine Ungarntournee zu starten. 1973 war auch das Jahr der Weltfestspiele der Jugend und Studenten (wie es offiziell hieß) und man gab sich im Ersten Deutschen Arbeiter- und Bauernstaat (wie es wieder offiziell hieß) Mühe, das Beste vom Besten der Besten DDR zu bieten. Alles, was Rang und Namen hatte, sollte auftreten. So geschah es, dass über uns eine TV-Dokumentation gedreht wurde. Wir bauten unsere Anlage in einem Berliner Kulturhaus auf, Kamera und Ton wurden eingerichtet. Dann filmten sie die hereinströmenden Massen. Da kamen keine Fans mir grünen Kutten und Jesuslatschen, nein, da kamen die Ausgesuchten, die fein in das Bild derer passten, die die Politik bestimmten. Gegensätzlicher konnte es nicht sein! Wir, die langhaarigen Unkonventionellen auf der einen Seite und die braven FDJ-niks (Slang) auf der anderen. Wir durften keine englischen Titel singen, machten aber aus der Not eine Tugend und spielten halt die Instrumentalparts von Colosseum oder improvisierten Blues. Hansi Beyer machte nur eine auf "bababa" oder "hey babe". Es war eine sehr verklemmte Atmosphäre, das kann ich Ihnen sagen! Der Kameramann machte noch das Beste daraus und für uns war es eigentlich keine Überraschung, wussten wir doch, worauf wir uns eingelassen hatten. Tommy wurde auch nach unserem "Auftritt" vor der Kamera interviewt, musste aber Reinhard "Lacky" Lakomy den Vortritt lassen, schließlich war der schon ein Promi. Und der salbte irgendwelches Zeug, das in die Linie der Partei passte, bis Tommy an der Reihe war, auch etwas salbte und am Schluss sich fast zynisch entschuldigte, dass wir leider nicht an den Weltfestspielen teilnehmen könnten— ach, wie leid es uns tat — weil wir zu dieser Zeit gerade eine Tournee mit der Gruppe Omega in Ungarn zu absolvieren hatten. Und dabei grinste er teuflisch! Selbst den Konformisten Puhdys gelang es noch nicht, so eine Tournee zu starten! Ja, stolz waren wir schon, und das nicht nur ein bisschen.
Bei Peters Musikoase zum Nachhören 27.06.2008 Heinz Geisler