15.12.2007 Singwitz - IC Falkenberg
Bericht: Kerstin Mohn / Fotos: Kathrin Neugebauer
© www.ostmusik.de 2007
Der Vorweihnachtsstress hält alle in Atem. Trotzdem fanden viele Musikbegeisterte
Zeit und Muße, den Kessel des ehemaligen Lagerhauses Obergurig ansehnlich zu
füllen. Weihnachten war kein Thema für die nächsten 2 Stunden, das wurde zu
Beginn gleich klargestellt. Vielmehr konnte man mit IC Falkenberg auf musikalische
Reisen gehen: zusammen in „arschkaltem“ Wasser erste sexuelle Erfahrungen
sammeln, mit dem schweigsamen Ehepaar vor dem bezahlten Kamin sitzen oder
ein Asyl im Paradies finden.
Diese kleinen Erzählungen zu den einzelnen Liedern wurden von den Gästen begeistert
aufgenommen und so mancher konnte sich an längst vergangene Dinge erinnern.
Wohl viele der in Obergurig anwesenden Gäste mussten vor langer Zeit ebenfalls
dem väterlichen Zucken gehorchen und für wenigstens 3 Wochen im Ferienlager
verschwinden.
Die Auswahl der gespielten Stücke befriedigte alle, die mit Sehnsucht im Gepäck auf
alte Lieder warteten genauso wie die, die durstig nach neuen Tönen gierten.
Letztmalig waren in dieser wirklich tollen Kulisse Songs des noch aktuellen Albums
„Schwimmen im Regen“ zu hören. Absolut faszinierend und beeindruckend ist die
Tatsache, dass IC Falkenberg – obwohl er diese Lieder in den letzten Monaten wohl
–zigmal gespielt hat – immer noch darin eintaucht und diese so gefühlvoll spielt, als
wäre es das erste Mal.
Bedauerlicherweise waren vereinzelte Teile des Publikums sehr redselig und es gab
leider zu viele, denen das Aufbringen des nötigen Respekts, einem Musiker auf der
Bühne gegenüber, hörbar schwer fiel. Auch der interaktive Teil des Programms
brauchte wegen angeblicher Schüchternheit, Pubertät und Stimmbrüche des
Publikums seine Zeit, um in die Gänge zu kommen.
Insgesamt schade ist es, dass der Funke zwischen Musiker und Publikum bis zum
Schluss nicht richtig überspringen wollte. Das passiert selten, war aber an diesem
Samstag der Fall. Woran es gelegen hat, ist schwer zu erklären, war doch IC
Falkenberg stimmlich und spielerisch super in Form. Nur ein Lied protestierte, lieblos
gespielt zu werden, obwohl das selbst erfahrenen Konzertgängern gar nicht
aufgefallen wäre. So erhielt „Eine Nacht“ noch eine zweite Chance und bildete den
Abschluss dieses Konzertes. Das obligatorische Schlusslied („Besoffen“) wurde vom
Publikum nicht als Zugabe erklatscht, sodass dieser musikalische Genuss leider
ausblieb.
Trotz allem war dieser Abend ein erwartungsgemäß schöner und man hatte
zwischenzeitlich fast vergessen, dass zuhause noch Berge von Geschenken darauf
warten, liebevoll eingepackt zu werden.
In diesem Sinne: bedenkliche Weihnachten.