10.02.2008 Grimma - Karussell
Bericht + Fotos: Petra Meissner
In den letzten Wochen war ja die Konzertdichte im Ostrock überschaubar und ich
deshalb heil froh, dass wieder mal ein Konzert bei mir in der Nähe angekündigt war.
Dass es gleich so ein Paukenschlag werden würde, hatte ich nicht erwartet.
Karussell in Grimma, eine tolle Geschichte, die nicht zu unrecht viel Medieninteresse
auslöste, war doch diese Band über ein Jahrzehnt von der Bildfläche verschwunden.
Aber todgesagte leben länger, wie man so schön sagt.
Ihren Neustart haben sie ganz clever organisiert, als Heimspiel in der Muldentalhalle
in Grimma. Vater und Sohn Raschke kommen aus dieser Stadt. Jede Menge
Fanpublikum war dadurch garantiert.
Ich denke aber mal, so eine gigantische Halle hätten sie nicht allein füllen können.
Das Schicksal geht manchmal seltsame Wege- durch die Liederflut entstand ein
Kontakt zu John Kelly.
Die Idee eines gemeinsamen Konzerts reifte. Für mich das Tolle, auf gemeinsam,
lag hier tatsächlich die Betonung. Es lief nicht nach dem üblichen Schema Vorband /
Hauptgruppe ab. Die gegenseitige Wertschätzung sprang auf das Publikum über.
Nun muss ich mal sagen, ich bin kein Kellyfan, hab aber absoluten Respekt vor dem
was hier von John Kelly und Maite Itoiz gezeigt wurde. Es war sicher nicht schwer,
die zahlreich angereisten Kellyfans zu beglücken , aber hartgesottene
Ostockbesucher zu überzeugen allemal. Hier gefiel mir ganz besonders die
herzliche und publikumsnahe Art von John und Maite.
Kennt ihr schon den Unterschied zwischen Kellyfans und Ostrockbesuchern? Er war
ganz augenfällig dort auszumachen ;-) - Kellyfans der ersten Reihen sind jung, kaum
dass sie es bis vor die Bühne geschafft haben, lassen sie sich fallen.
Ostrockbesucher sind nicht ganz so jung, aber vor die Bühne setzen - das wohl nie.
*g*
Als Karussell ihre alten Titel spielte, ich glaube das hat keinen kalt gelassen.
Einfach genial, dass diese Band wieder da ist. Selbst die Jugendfraktion entzündete
Wunderkerzchen. Reinhard Huth als Sänger war mir eigentlich nicht geläufig, wenn
man nicht so intensiv mit der Materie beschäftigt war, kannte man ja nur Cäsar und
Michaelis. Fand ihn aber toll und noch viel mehr Joe Raschke. Außer dass er mit
einer imposanten Haarpracht ausgestattet ist, kann er auch noch toll singen.
Parallelen zu Cäsar drängen sich hier einfach auf. Was wäre wohl inzwischen der
Ostrock- wenn die alten Barden nicht so fleißig für Nachwuchs gesorgt hätten?
Die Mischung der gespielten Titel war bunt und hat gezeigte, dass die Band viel zu
Unrecht auf "Als ich fortging" reduziert wurde. Ich hab mir dort übrigens die CD
"Ehrlich will ich bleiben" gekauft und so auf der Heimfahrt das Erlebnis nachklingen
lassen.
Zum Finale spielten beide Bands zwei Titel zusammen, was beim Publikum wahre
Begeisterungsstürme auslöste. Im Anschluss an die Veranstaltung gaben die
Künstler noch Autogramme.
I
ch hoffe mal, nach dem Erfolg wird Karussell noch den einen oder anderen
fehlenden Titel einstudieren, bei der nächsten passenden Gelegenheit bin ich wieder
mit dabei.
Nur eines bereitet mir langsam Kopfzerbrechen: die Puhdys erlebte ich mit Angelo
Kelly, Karussell mit John, von der Sorte gibt es aber doch scheinbar noch viel mehr
- wer wird denn nun die nächste Ostband, die sich mit den Kellys zusammen tut?
Es darf gewettet werden.
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