09.03.2008 Halle - Paul Bartsch
Bericht + Fotos: Gundolf Zimmermann
Paul Bartsch gab am 09.03.08 in der Musikkneipe Evergreen in der Saalestadt
Halle ein Solokonzert. Der Musiker ist mir schon länger ein Begriff und seine letzte
CD "Bartsch und Band: Stechen in See" gehört zu meinen Lieblingsscheiben. Ich
war schon lange auf einen Liveauftritt des Liedermachers gespannt und nutzte
gestern die Gelegenheit.
Nach dem ich erstmal eine unfreiwillige Rundreise durch Halle gemacht hatte,
erreichte ich pünktlich die kleine Kneipe. Die Musikkneipe Evergreen liegt eigentlich
ziemlich günstig und ist gut zu erreichen, wenn man sich auskennt.
Für einen Sonntag Abend war der Laden auch schon ziemlich gut gefüllt.
Paul Bartsch betrat dann die Bühne, setzte sich umgeben von seinen 3 Gitarren auf
seinen Stuhl und los ging's.
Die folgenden Stunden sang Bartsch seine eigenen Lieder, erzählte zwischendurch
Geschichten und las auch einige Passagen aus seinen Unterlagen vor.
Paul Bartsch und seine Musik werden oft mit Gerhard Gundermann verglichen und
das meiner Meinung nach völlig zu recht. Solch lobende Vergleiche nennt er
manchmal auch Gundi-Blumen. Einige seiner Lieder könnten so oder ähnlich auch
aus Gundi's Feder geflossen sein. Das heißt aber nicht, dass er eine Kopie
des singenden Baggerfahrer's aus der Lausitz ist, sondern Bartsch ist Bartsch! Aber
er ist nun mal ein Liedermacher der selben Generation wie Gundi und hat ähnliche
Wurzeln wie dieser. Deshalb sind diese Vergleiche gar nicht so weit hergeholt.
In Halle spielte Bartsch gestern ältere Stücke wie zum Beispiel "Zirkustiger"
und Lieder von der letzten CD "Bartsch und Band: Stechen in See" wie "Häuschen
im Grünen" und "Arche".
Hinzu kamen unter anderem mit dem "Plattwalze(r)", "Mach mich nicht nass" und
"Aber vorher" auch Stücke von seiner neuen CD, welche im April erscheint.
Sicher empfindet und interpretiert jeder Hörer für sich die Lieder von Paul Bartsch
etwas anders. Ich für mich kann aus vielen seiner Texte aus Vergangenheit und
Gegenwart Parallelen zu meinem eigenen Leben ziehen. Außerdem finde ich seine
bildhafte Sprache wunderschön. Wenn er in "Wälder meiner Kindheit" die sichtbaren
Veränderungen in seiner Heimat und den Spagat zwischen Erinnerung an die
Kindheit und heutiger Verklärung beschreibt und dabei Zeilen singt wie "die
Löwenzahnwiese hat 'n Steingesicht, mein Schauklelpferd flackert im Kamin" oder
"der kleine Bahnhof ist längst abgeschrieben, über die toten Gleise wächst das
Gras.Von der guten alten Zeit ist hier nichts geblieben und die neue, die macht auch
keinen Spaß", dann sehe ich sofort die dazu gehörigen Bilder vor meinen Augen.
Ich denke, Bartsch drückt in seinen Lieder genau das aus, was viele Menschen
speziell im Osten denken und fühlen. Dabei ist er musikalisch nicht festgelegt und
nutzt verschiedene Elemente aus Folk, Rock und Blues bis hin zum Volkslied.
Immer wieder entdecke ich beim Hören dieser Lieder in Musik und Texten von
Bartsch neue Detail's. Unheimlich spannend und auch ein wenig mehr über
den Menschen Paul Bartsch verratend, waren gestern auch seine Erklärungen und
Ansagen zu Ereignissen und seinen Liedern. So erzählte er, wie er vom Tod
Gundermann's erfuhr, nämlich während einer Nachrichtensendung beim
MItteldeutschen Rundfunk. Paul arbeitet dort als Rundfunksprecher bei regionalen
Nachrichtensendungen. Als er über die Kopfhörer diese Nachricht aus dem
Magdeburger Studio hörte, war er sekundenlang sprach- und fassungslos, so dass
er seinen Einsatz verpaßte und eine 15 sekündige "Funkstille" im Radio die Folge
war. In der Ansage zu dem Titel "Irgendwann" erzählte er, dass dieses Lied faktisch
seine Fortsetzung des Renft-Klassikers "Irgendwann werd´ ich mal" ist und dass er
über dieses Lied auch Renft-Urgestein Christian Kuhnert kennen lernte.
DIe Besucher des gestrigen Konzertes erlebten gestern auch etwas ganz Besonderes,
Bartsch spielte einige Lieder von Gerhard Gundermann, dessen Todestag sich am
21.06. zum zehnten Male jährt. Auf seine ganz eigene Art spielte er unvergessene
Gundi-Song's wie "Und musst du weinen", "So wird es Tag" und "Hier bin ich
geboren".
Natürlich geht jedes Konzert irgendwann zu Ende und so war auch das Konzert im
Evergreen irgendwann zu Ende. Doch es gibt dieses Jahr noch die Gelegenheit für
mich Paul Bartsch und Band sogar in Sachsen zu erleben. Dieser Termin steht
natürlich schon ganz groß in meinem persönlichen Kalender.
Nach dem Konzert war noch Gelegenheit mit dem Künstler en paar Worte zu
wechseln. Da ich aber noch einen etwas weiteren Heimweg hatte und früh auf Arbeit
mußte, machte ich mich für diesmal ziemlich schnell auf dem Heimweg.
© www.ostmusik.de 2008