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05.07.2008 Meißen - Stern Combo Meißen + Karussell + Holger Biege Bericht: Gundolf Zimmermann / Fotos: Marc Feuerherm + Peter Günther
Die Stern Combo feierte am 28.06.08 ihren 44. Geburtstag standesgemäß mit einem open air-Konzert auf der Freilichtbühne in der Elbgasse in Meißen. Da alleine feiern bekanntlich wenig Spaß macht, luden sich die Sterne gleich eine Schar illustrer Gäste ein. Da konnten wir natürlich auch nicht daheim bleiben. Wir freuten uns so sehr auf diesen Abend, dass wir schon am späten Nachmittag in Meißen eintrafen. Das hatte aber durchaus seine guten Seiten, da wir so noch den Soundcheck mitbekamen und auch noch ausführlich mit dem symphatischen Jung- Karusseller Joe Raschke schwatzen konnten. Gegen 18.30 Uhr war dann der offizielle Einlass und wir sicherten uns gleich Plätze am Bühnenrand. Die nächsten 90 Minuten nutzten wir um viele Freunde und Bekannte zu begrüßen, die aus allen Ecken des Landes angereist waren. Stern Meißen-Manager Detlef Seidel scheint einen persönlichen Vertrag mit den Wettergöttern geschlossen zu haben, denn wie bereits im vergangenen Jahr herrschte auch diesmal wieder "Kaiserwetter". Das weite Rund der Freilichtbühne füllte sich anfangs nur zögerlich mit Besuchern, aber zu Konzertbeginn sah es dann schon sehr voll aus. Die Gerüchteküche brodelte schon ein paar Tage vor dem Konzert, dass Reinhard Fissler beim Konzert zugegen sein würde und er war tatsächlich anwesend. Abgeschirmt lag er im Backstagebereich neben der Bühne in seinem Bett und verfolgte aufmerksam das Geschehen. Fißler, der mit seiner phantastischen Stimme in den siebziger Jahren den Sound der Stern Combo Meißen unverkennbar prägte, läßt sich auch von seiner heimtückischen Krankheit nicht unterkriegen. Mehrmals im Laufe des Abends richtete er warmherzige Worte an das Publikum, sagte die beteiligten Bands an und richtete auch an alle einen Appell sich doch für den Erhalt des Dresdner Kulturpalastes stark zu machen .Ja, "Reini" verfolgt aufmerksam was in diesem Land passiert und die Fan's haben ihn natürlich auch nicht vergessen. Er sang sogar ein paar Takte vom "Kampf um den Südpol". Da stellten sich meine Nackenhaare aufrecht und G´änsehaut stellte sich dazu auch noch ein. Den musikalischen Reigen eröffnete die junge Freiberger Band Blizzard, die unbekümmert drauflos rockten und mit ihren Hardrocksound auch gut vom Publikum angenommen wurden. Mit Songs unter anderem von UFO und Deep Purple sowie ihrer Spielfreude waren sie wirklich die perfekte Vorband. Danach war es Zeit für einen Mann und seinen Konzertflügel. Holger Biege gab sich die Ehre und spielte einige seiner schönsten Lieder. Seine Stimme ist unverkennbar und der Mann hat seinerzeit einige der schönsten Balladen der DDR geschrieben. Mit seinen tiefsinnigen Texten setzte er damals Maßstäbe. Die letzten Jahre hatte ich ihn, bis auf seinen unrühmlichen Auftritt in der MDR-Sendung Riverboot etwas aus den Augen verloren. Es war beileibe nicht schlecht, was Holger Biege gestern bot, aber irgendwie konnte er mich nicht fesseln. Meiner Meinung nach paßte er einfach musikalisch nicht in dieses Gesamtpaket. Ungefähr eine dreiviertel Stunde sang und spielte Biege für das = Meißner Publikum. Nach einer kurzen Umbaupause erklang endlich das KARUSSELL-Intro, Joe Raschke sprach die magischen Worte "KARUSSELL ist wieder da" und los ging es mit einem blitzsauberen Auftritt der Band um Wolf-Rüdiger = Raschke, die sich nach über 14 Jahren Pause im Februar beim Konzert in Grimma wieder erfolgreich zurück meldete. Schon dort in der Muldentalhalle hat mich KARUSSELL sofort wieder in ihren Bann gezogen und ihr Comeback ist eines der schönsten (Ost) )Rockereignisse der letzten Jahre für mich. Was hatte ich diese Band die letzten Jahre vermißt. Nun steht Oschek endlich wieder am Gesangsmikrofon und singt "Ehrlich will ich bleiben" und "Wie ein Fischlein unterm Eis" als würde es nie anders gewesen. Dazu kommt mit Joe Raschke ein "junger Wilder", der wirklich von klein auf mit Karussell-Musik aufgewachsen ist und jetzt mit viel Herzblut auch am Musik- KARUSSELL dreht. Es ist eine reine Freude, die lächelnden Gesichter der 6 Musiker auf der Bühne zu sehen und zu erleben, wie sie sich auf die erfolgreiche Bandgeschichte besinnen. "Autostop", "Schlaraffenberg" , "Der Gitarrist", "Whisky" und die anderen Lieder sind jedes für sich ja Klassiker. Ich liebe diese Lieder seit meiner Jugend. "Zweifel" vom Schlaraffenberg-Album war für mich aber DER Höhepunkt beim Auftritt von KARUSSELL. KARUSSELL legte über eine Stunde unbändige Spielfreude an den Tag und die Musiker, alle Könner ihres Fach's hatten sich den Applaus redlich verdient. Dann kamen die eigentlichen "Geburtstagskinder" der Stern Combo Meißen auf die Bühne und gaben in ihrer eigentlichen Heimatstadt wieder eine musikalische Geschichtsstunde in Sachen Bandgeschichte. Norbert Jäger glänzte humorvoll mit "Der alte Mann auf der Müllkippe", MIchael Behm sang "Gib mir was Du geben kannst" und "Die Sage". Auch Bandchef Martin Schreier lies sich das Singen nicht nehmen. In "Der weite Weg" heißt es ja "So ist der Mensch im Suchen und im wagen und das wird von ihm in ferne Zeit getragen", ich hoffe die Stern Combo trägt ihre Lieder und Gedanken noch lange in die Zukunft. Dann kam IC Falkenberg, der Mann, der den Kurswechsel der Stern Combo in den achtziger Jahren symbolisiert. Damals tat ich mich schwer mit ihm und der Band um Martin Schreier, zu hart war damals der Stilbruch und die Neuausrichtung der Sterne von der Artrockband zur Pop(-Rockband). Gestern durfte ich mich mal wieder eines Besseren belehren lassen, denn auch die Lieder der IC- Ära gehören mittlerweile für mich untrennbar zurr Stern Combo Meißen. IC rockte wieder über die Bühne und mit "Lass mich hier nicht liegen" sang er eines der absoluten Glanzstücke des Abends. Währenddessen lag Reinhard Fißler, der Mann, dem dieses Lied gewidmet wurde, im Backstagebereich in seinem Krankenbett .... Ich glaube, da hatte noch so mancher während dieses Liedes Tränen in den Augen. Mit "Der Kampf um den Südpol" sollte es dann langsam dem Ende entgegen gehen. Doch mit "Mein Weg", bei dem Martin Schreier und IC Falkenberg sich den Gesang teilten, gab es noch ein "Sahnehäubchen" obendrauf. Der Manager der Sterne, Detlef Seidel, hat es wieder geschafft ein unvergeßliches Geburtstagskonzert für seine Schützlinge und die Fans auf die Beine zu stellen. Nun heißt es ein Jahr warten, dann sehen wir uns sicher zum 45.Geburtstag der Stern Combo an gleicher Stelle wieder.