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07.03.2010 Berlin - Franz Bartzsch Gedenk Konzert
Bericht: Peter Günther
Er war einer der vielseitigsten Komponisten, schrieb unvergessliche Lieder, die wie
Sterne am Himmel funkeln, schuf Film - und Bühnenmusik und verstarb wie andere
viel zu früh.
Was bleibt nun? Nur eine Erinnerung? Ich denke die Spuren seines Schaffens
werden zeitlos in uns weiterleben, genauso wie von Tamara, Gundi, Cäsar und
leider vielen Anderen.
"Danke Franz" sagen am 07.03.2010 in Berlin Angehörige , Freunde und Künstler
von Franz Bartzsch mit einem Gedenkkonzert vor ausverkauftem Haus. Die
Einnahmen kommen der Musikhochschule Friedrichshain, an der Franz sein
Handwerk erlernte, zugute.
Mit einfühlsamen und nachhaltigen Worten von Sohn Matthias in Gedenken an
seinen Vater beginnt der Abend. Durch das Konzert führen dann die beiden
Moderatoren Wolfgang Martin, Urgestein von Jugendradiosendungen der DDR,
heute beim RBB und Olaf Leitner.
Was musikalisch dann folgt ist eine Ehrerbietung vieler Künstler an Franz Bartzsch.
Für Veronika Fischer schuf er unvergessliche Kompositionen. "Guten Tag", "Auf der
Wiese" und "In jener Nacht" bildete den Auftakt der musikalischen Zeitreise.
Aus den 70`er Jahren, als er für das "Dresden Sextett" und "Lift" aktiv war ertönen
dann mit Christiane Ufholz und Dina Straat Klassiker wie "Lied zu den Anden",
"Skandal" und "Jeder Tag ist eine lange Reise".
Die A Capella Gruppe "MuSix" interpretiert auf ihre Weise in phantastischer Art das
"Zweigroschenlied" aus den "4 PS" Zeiten genauso gekonnt wie "Suse Jank & Band"
das lyrische Lied "Nachtigall".
In einer getragenen optimistisch Version folgt dann der Kulthit "Ich würde wenn ich
wüsste das ich könnte", zelebriert von Christian Haase. Bei all diesen Vorträgen wird
deutlich, wie wichtig die Musik als Transportmittel für den Text ist. Mal ist sie
gediegen, wie ein Hauch, oder laut rhythmisch und unterstreicht somit den Inhalt der
Aussage nachhaltig.
Es ist mucksmäuschenstill im großen Saal des Kinos Kosmos in Berlin. Ergriffenheit,
Nachdenklichkeit und Besinnung hat sich untrüglich in die Zuschauer geschlichen,
denn der "Blues von der letzten Gelegenheit", interpretiert von Tino Eisbrenner und
"Niemals mehr" von Dirk Zöllner, ein Song welcher in Gedenken an die
verunglückten Gerhard Zachar und Henry Pacholsky (Lift) 1980 geschrieben
wurde, geht an niemanden spurlos vorüber.
Unterstützt von Jürgen Ehle (Pankow) und Thomas Natschinski singt dann IC
Falkenberg den "Blues für ein Mädchen" in einer sehr einfühlsamen Interpretation.
Emotionen pur.
Die Vielfältigkeit der Kompositionen von Franz Bartzsch wird durch einen Song für
Roland Kaiser, interpretiert durch Wolfgang Lippert, bewusst. Das darauf folgende
"Champus Lied" für Angelika Mann, welcher zu DDR Zeiten ein Hit war, unterstreicht
dies wirkungsvoll.
Für seinen Weggefährten Frank Hille, dem Schlagzeuger von "4 PS" entstand 1980
das sehr leise, einfühlsames Lied "Einfacher Mann" das an diesem Abend von Andre
Herzberg (Pankow) vorgetragen wurde. Sein Bandkollege Jürgen Ehle gab danach
"Hans im Glück", ein Titel welcher für Veronika Fischer 1977 geschrieben wurde,
zum Besten.
Es folgen Titel, welche nach 1989 entstanden und kompositorisch wie textlich von
tiefen Inhalten geprägt sind. Werther Lohse, unterstützt von Thomas Natschinski mit
"Es war ein Land" und Ute Freudenberg mit Liedern der CD "Puppenspieler", einer,
wie sie sagt, für sie wichtigsten Produktion in ihrer Karriere überhaupt.
Einen internationalen Erfolg bringt uns dann "MuSix" mit einem Song zu gehör,
welcher für "Bolland & Bolland" entstand. Mit einer Videoeinspielung wird dann an
die unzähligen Filmmusiken von Franz Bartzsch erinnert. Auch hier ist das von ihm
geschaffene musikalische Spektrum breit gefächert.
Einer seiner erfolgreichsten Titel überhaupt ist Veronika Fischers "Das ich ein
Schneeflocke wär". Mit viel Hingabe und Herzblut erklingt dieser Klassiker und
berührt tief.
Mit Bartzsch`s Tochter Sinja und Angelika Mann erklang dann das Lied vom
"Traumfresserchen", welches er für sie schrieb.
Der Kulthit "Wind trägt alle Worte fort" (Lift mit Bodo Kommnik, Rainer & Carmen
Oleak, sowie Günter Fischer läutet das Finale ein. Gerade dieser Titel macht mir
Gänsehaut, eine Komposition mit einem so zeitlosen Text, in einer Zeit entstanden,
als ich das erste Mal bewusst mit Rockmusik in Berührung kam.
Und einen schöneren Abschluss hätte man nicht wählen können. Alle Mitwirkenden
auf der Bühne vereint mit den Solisten Christiane Ufholz & Stefan Trepte ließen den
Uralt "Lift" Titel "Komm doch einfach mit" wie eine Hymne erklingen.
Da saß niemand mehr auf seinem vorgeschrieben Platz, es war eine Ehrerbietung und
zugleich tief empfundene DANKE Geste an Franz Bartzsch.