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15.01.2010 Schwedt - Puhdys Akustisch Bericht + Fotos: Gabriele Balk
Ein etwas anderes Konzerterlebnis (zumindest für mich)  Wie kommt man eigentlich zu einem Rockkonzert wenn man nicht „eingefleischter“ Fan einer Band ist, oder Betreiber der Seite „ostmusik.de“ , oder Kinder, Partner etc. hat, die man begleitet? In meinem Fall war es ein ehemaliger Kollege, echter Puhdysfan, das wussten schon seine Schüler, der vielleicht auch wehmütig an unsere alten Zeiten in der Gesamtschule zurück dachte, als wir noch ein „Bomben-Lehrerteam“ waren und uns gemeinsam gegen das uns nach der Wende aufgezwungene Bildungssystem kämpften. Kurzum, Uwe hatte Karten besorgt und gefragt, wer sich mit auf den Weg nach Schwedt begeben wolle, dorthin, wo wir sonst meist nur mit Schülergruppen fahren, um ihnen den alten Goethe und seinen Faust kulturvoll einzupauken, also an die Uckermärkischen Bühnen. Uns erwartete also ein Rockkonzert in einem Theatersaal mit Sitzplätzen, wie für Rockerrentner geschaffen. Und tatsächlich, ein Blick durch den Saal, der noch an den Palast der Republik im Stil der 80iger erinnert und ein Blick auf das Publikum…ich dachte mich trifft der Schlag, selbst bin ich 43 und damit fast einer der Jüngsten in der Runde, der größte Teil des restlichen des Publikums bewegt sich mit oder ohne Krücken auf die 70 zu. Selbst die Kleidung erinnert teilweise an uralte Zeiten, Pullover mit Perlchen bestickt, Hosenanzüge, ich frage mich ernsthaft, WO bin ich? Ich kenne diesen Theatersaal und er wirkt bei eben diesem bevorstehenden Rockkonzert nicht anders ls bei einer Faustaufführung. So langsam kommen Ängste auf, ob dieses Konzert zum „Knaller“ werden könnte. Die Puhdys habe ich das letzte Mal beim Flößerfest in der Provinz gesehen, ohne Instrumente, die blanke Katastrophe, allerdings erinnere ich mich auch an ein Konzert aus DDR Zeiten, das war grandios. Nun sitz ich also hier in der tiefsten Provinz, kurz vor Polen und warte auf die Puhdys. Dank Peter hab ich inzwischen einiges an Ostmusik kennen, lieben und schätzen gelernt. Eine Einschätzung der Qualität der Musik mögen andere vornehmen, ich kann nur sagen, auch wenn dieses Konzert für mich doch so gänzlich anders war als das, was man sich unter „Rockkonzerten“ vorstellt, es war spitzenmäßig und selbst dieses befremdliche Publikum riss es vom Hocker. Die „alten Herren“ auf der Bühne verstanden es, die Leute mitzureißen, dort spulte kein Programm ab, es war eine Arbeit mit den Menschen im Saal, es gab keine durchsichtige Mauer zwischen Bühne und Publikum, „maschine“ hat die Menschen zu sich eingeladen, sie unterhalten, uns bei ihm und der Band zu Gast sein lassen, so als ginge man Freunde besuchen. Da wurde ein Taschentuch gereicht und zugeprostet, erzählt und zugehört. Die Musik der Band geht immer noch unter die Haut, sie berührt und die Musiker haben bewiesen, dass ihre Stimmen echt sind, beim casting von DSDS hätte es jeder von ihnen noch locker in den „recall“ geschafft, das haben sie mit ihren kleinen Soloeinlagen bewiesen. Und so eine Band begeistert auch mit einem lockeren Walzertakt genau so wie mit der Erinnerung an „John“. Ich danke den Puhdys, dass sie bis an die Landesgrenze in die „Provinz“ kurz vor Polen reisen und ich danke unserem Puhdys-Fan Uwe, dass er uns aus unserer Bequemlichkeit raus gerissen hat und mit uns an die Oder reiste. .