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03.10.2015 Goseck - Falkenberg & Ilka Griesser
Bericht + Fotos: Kerstin Kühn
Bei Facebook wurde ich schon vor Wochen durch eine Mitteilung von Robert Weinkauf auf das
FALKENGERG Konzert am Nationalfeiertag in Goseck aufmerksam. Ein ganz spezieller Ort an einem
so speziellen Tag – da würden wir natürlich hinfahren.
Beizeiten habe ich die Karten gebucht. Vorfreude pur. Der 3.Oktober rückte näher. Eine fiese Krankheit
hätte das Unternehmen FALKENBERG nun fast noch verhindert, aber alles wurde gut.
Wir konnten uns auf den Weg machen.
Schloss Goseck. Zum wievielten Mal? Wir erinnern uns: Das erste Konzert hier oben hat sich tief in unserem
Bewusstsein verwurzelt, obwohl es schon einige Jahre her ist. Es war eines dieser wenigen STERN akustisch
Konzerte, die wir erleben durften. Ein Open-Air-Konzert im Frühsommer –
Am Nachmittag genossen wir im Schlosshof die Sonne, bevor es losgehen sollte. Kurz nach Konzertbeginn öffnete
der Himmel seine Schleusen. So einen Regenguss hatten wir noch nicht erlebt. Doch die Jungs standen auf der
Bühne und gaben ihr Bestes, ihr allerbestes. Ein Konzert, das wohl im Kopf so manches Beteiligten blieb.
(Und immer wieder fällt mir ein, dass hier eines meiner schönsten Lieblingsbilder vom FALKENBERG entstand.)
Das zweite Konzert – ein Jahr später – fand nun in der Kirche statt: FALKENBERG und Michael Lehrmann.
Zwei gute Freunde – zwei geniale Musiker. Ein tolles Konzert in der Ruine der Schlosskirche, erlebt auf der Empore,
mit einem Wahnsinnsklang. (Es war übrigens das letzte Konzert in der Kirche vor ihrer Schließung.)
Einige (um genau zu sein, drei) Jahre später wird die sanierte Kirche feierlich wiedereröffnet und FALKENBERG
spielt das Eröffnungskonzert. – Das war nicht nur für uns ein ganz besonderer Moment.
Heute – wieder ein besonderer Moment – der 25.Jahrestag der Wiedervereinigung.
Wir sitzen erwartungsgeladen im Publikum. Was wird uns heute geboten werden? Natürlich wird es wieder ein
besonderes Konzert, denn heute hat sich FALKENBERG die Cellistin Ilka Griesser an die Seite geholt,
um ein gemeinsames Programm zu gestalten.
Robert Weinkauf, die gute Seele des Hauses, eröffnet die Veranstaltung und stimmt uns auf ein „geliebtes Leben in Freiheit“
ein. Ein sehr sinnreicher Titel für diesen Abend.
Dann erscheinen FALKENBERG und Ilka, nehmen ihre Plätze ein und verbreiten eine unglaubliche Stimmung.
Ist es das ungewohnte Instrument, ist es der Wiederhall der Kirche oder ist es einfach dieser besondere Tag,
dieser besondere Ort? Es ist von Anbeginn an eine ganz eigenartige, die Seele ergreifende, Stimmung da.
Entertainer Ralf Schmidt moderiert diesen Abend in gewohnter Art – aber doch irgendwie besonders.
Da sind seine klaren Statements, da ist der politische Mensch, da ist die besondere Auswahl seiner Lieder,
die – so empfinde ich es – dem Tag und Ort angemessen ausgesucht sind und die heute irgendwie getragener,
erhabener klingen.
Natürlich hat daran das berührende Cellospiel von Ilka einen besonderen Anteil.
Das Programm läuft … Nicht zum ersten Mal sitze ich in einem FALKENBERG-Konzert, aber ich erwische
mich dabei, dass meine Gedanken während seiner Lieder spazieren gehen und Kopfkino veranstalten.
(Bei ‚Osten‘ – wie oft habe ich das Lied schon gehört? – bin ich plötzlich in Halberstadt, bei unserem ersten
FALKENBERG-Konzert; aber gleichzeitig auch in meinem Lehrbetrieb, hinter jenen ‚Milchglasscheiben‘…)
Dann singt er – ich weiß nicht, wann ich es das letzte Mal gehört habe – ‚Da wo die Abenteuer sind‘ und
das Kopfkino läuft weiter. Auch bei ‚Regenbogen‘ – das er ebenfalls ewig lange nicht gespielt hat –, sind meine
Gedanken irgendwie weit weg.
Zurück zum Konzert. Es ist müßig, alle Titel aufzuzählen. Schließlich gibt es seine Setliste, die Ralf mir nach dem
Konzert sogar bereitwillig unterschreibt. Dankeschön.
So kennen wir das: abwechslungsreich - von ergreifend, über lustig, bis hintersinnig; wie immer auch überzeugend –
erzählt er die Geschichten zwischen seinen Liedern. Irgendwie sind auch sie heute besonders.
Diese besondere Stimmung in der Luft führte wohl auch dazu, dass FALKENBERG und Ilka Griesser nicht ohne
Zugaben aus diesem Konzert kamen. Jetzt lief der Entertainer zur Hochform auf. ‚Angst‘ – wie oft hat er den Titel
unterbrochen, weil ihm etwas Wichtiges einfiel, was noch zu sagen war? Ich habe es nicht gezählt, aber
gefühlt war es viel öfter als sonst.
Das besinnliche ‚Ich bin frei‘ bescherte anschließend nicht nur mir abschweifende Gedanken.
Doch auch hier war noch nicht Schluss. Jetzt musste noch ‚Wo alle sind‘ kommen. Das böse F-Wort in einer Kirche?
Ich sah an seinem in sich gekehrten Schmunzeln, dass auch seine Gedanken bei dem Releasekonzert zu
„Geliebtes Leben“ waren, zumindest bildete ich mir genau das ein.
Die Besonderheit der Stimmung zeigte sich nun darin, dass diese sonst frenetische Begeisterung,
wenn das Publikum mittobt, heute nicht aufkam.
Die geheimnisvolle Wirkung der Kirche? Und doch konnte er noch immer nicht gehen.
Mit rhythmischem Beifall ertrotzte sich das Publikum einen fünften Zugabentitel vom ziemlich stolzen
FALKENBERG. Das gab es auch lange nicht.
Ein besonderer Tag, ein besonderer Ort und ein ganz besonderes Konzert, auch für jemanden, der schon
unglaublich viele Konzerte mit FALKENBERG erlebt hat.
Ich fahre heim mit dem Wissen, an diesen Ort zurück zu kehren. Einen besonderen Dank an alle,
die dieses besondere Erlebnis ermöglicht haben.