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06.06.2015 Schlotheim - Falkenberg
Bericht + Fotos: Kerstin Kühn
Wie soll ich dieses Konzert beschreiben? Es ist so unglaublich gewesen. Vor vier Jahren entstand aus einer
Laune heraus diese (Schnaps)Idee: Wollen wir den nicht mal zu uns einladen? Spontan freute ich mich über
diesen Vorschlag eines Bekannten.
Da brauchte ich nicht lange zu überlegen, die verrücktesten Ideen nahmen sofort Besitz von meinem Kopfkino.
Aber der Realist in mir warnte genau so laut: Seid ihr verrückt? Das geht in die Hose.
Die Idee war zwar geboren, aber ich traute mich nicht, Ralf danach zu fragen. Er würde mich doch glatt auslachen.
Die Zeit verging, wir genossen so manches Konzerthighlight, aber die Unsicherheit blieb, ob ich unseren
Vorschlag aussprechen sollte.
Nach zwei Jahren war sie noch immer da, die verrückte Falkenbergkonzertidee. Sie ging nicht mehr aus unseren
Köpfen. Als ob Ralf sie gehört hätte, sprach er mich eines Tages an. Ich wusste wirklich nicht, was ich ihm dazu
sagen sollte. Freudig gab ich seine Anfrage weiter. Inzwischen war die Euphorie aber dem Realitätssinn
gewichen. In unserer Gegend ist es wohl doch eher ein Wagnis so große Künstler engagieren zu wollen.
Doch der Gedanke rumorte weiter im Kopf. Es muss doch möglich sein, ein Solokonzert zustande zu bekommen.
Schließlich ist IC nicht irgendwer, den kennen doch noch viele Leute. Also nahm der Plan konkretere
Gestalt an und aus den ersten Kontakttelefonaten wurden feste Absprachen.
Schließlich war es am vergangenen Samstag so weit: FALKENBERG kam zum Freundetreffen nach Schlotheim
in die ‚Seilerstädter Märchenbühne‘ – eine feine, kleine Location, die wie dafür gemacht ist.
Freunde und Fans aus Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Hessen und Thüringen versammelten sich zu einem
unglaublich tollen Abend.
FALKENBERG – Ralf Schmidt – faszinierte sein Publikum mit seiner bekannten, plaudernden Art vor und nach
dem Konzert. Gedanken und Meinungen wurden ausgetauscht, Episoden erzählt, es herrschte eine ungeheuer
vertraute Stimmung.
Natürlich wurde auch Musik gespielt. Im ersten Teil stellte er Auszüge aus seinem aktuellen Album „Geliebtes Leben“ vor.
Mit den zu ‚Geliebtes Leben‘, ‚Deine tanzenden Vögel‘, ‚Staub‘, ‚Was würdest du tun‘, ‚Menschensammler‘,
‚Independentfilm‘ und ‚Rodeoclown‘ erzählten Geschichten gewann er seine Zuhörer im Handumdrehen.
Sehr gute Freunde, die ihn seit langem kennen und immer wieder seine Konzerte besuchen, aber auch mitgebrachte
Neugierige, die auf der Stelle von ihm begeistert waren, genossen gemeinsam diesen Abend.
Diese pure Freude an seinem Gitarren- und Pianospiel, an der Art, wie er die Probleme des Lebens und des Alltags
mit feinsinniger Ironie auf den Punkt bringt, erfasste uns alle - es machte wieder ungeheuren Spaß, dabei zu sein.
Ohne Pause ging es in den zweiten Teil über, der weitgehend dem Thema „Freiheit“ gewidmet war. Hier stellte
FALKENBERG die Titel ‚Da ist die Angst‘, ‚Freiheit‘, ‚Auf den Wiesen der Kindheit‘, ‚Immer bei mir‘, und
‚Vor den Kathedralen‘ in den Mittelpunkt. Die Geschichten dazu waren – wie erwartet – herzerwärmend, lustig
und traurig zugleich. Freude, Spaß und Nachdenklichkeit erfassten und begeisterten uns gleichzeitig.
Natürlich hat FALKENBERG zwischendurch auch einige seiner geliebten, früheren Songs gespielt.
So reisten wir mit ihm ‚So nah (ans) nächste Meer‘, versuchten, die Frage zu beantworten ‚Weißt du wer ich bin‘,
und gelangten schließlich mit ‚Dein Herz‘ (in der neuen Version des aktuellen Albums), zurück zu den Anfängen
des IC und zum Ende des Konzertes.
Doch damit gab sich das Publikum nicht zufrieden, da mussten schon noch ein paar Zugaben her, was
FALKENBERG mit ‚Eine Nacht‘ und mit ‚Zigeuner auf Zeit‘ sehr gern erfüllte. Höhepunkt des Konzertabends wurde
dann die lautstark mitgesungene Feststellung: „Wo alle sind, will ich nicht sein, denn wo alle sind, ist
alles egal. Und wo alles egal ist, ist Freiheit nur Schein und alle f… die Moral.“
Ein würdiger Abschluss eines tollen Abends.
Für den langjährigen FALKENBERG-Fan blieben – wie kann es auch anders sein – natürlich noch manche
Wünsche offen. Sie hätten für weitere zwei Stunden ausgereicht. Aber wie pflegt Herr Schmidt zu sagen:
‚Das Leben ist kein Wunschkonzert.‘
Und ehrlich gesagt, sein Repertoire ist nach dreißig Jahren als Sänger, Musiker und Künstler natürlich unglaublich
groß. Da kann man nicht alle Wünsche erfüllen.
Aber vielleicht gibt es ja irgendwann mal eine Neuauflage. - Man kann ja mal träumen.
Im Namen aller Beteiligten: Lieber Ralf – ein riesengroßes Dankeschön. Kerstin.